Häufig Fragen - FAQ
Was belastet Geschwisterkinder?
Wenn ein Kind in der Familie eine Behinderung hat, hat das auch Auswirkungen auf alle weiteren Familienmitglieder. Geschwisterkinder erhalten mitunter weniger Aufmerksamkeit, da viel Kraft und Zeit in die Versorgung des Kindes mit Behinderungen fließen. Geschwisterkinder ohne Behinderungen fühlen sich manchmal zurückgesetzt, überfordert oder in eine verantwortliche Rolle gedrängt, die sie in bestimmten Fällen auch überfordert. Denn in manchen Fällen entsteht Leistungsdruck, wenn die Erwartungen der Eltern an das nicht behinderte Kind besonders groß sind. Auch Ängste um das behinderte Geschwisterkind oder um die eigene Zukunft können belasten.
Psychosoziale Herausforderungen und Kommunikation
Fachliche Studien weisen darauf hin, dass Geschwister von Kindern mit Behinderungen ein erhöhtes Risiko für psychische Auffälligkeiten zeigen können. Gleichzeitig gibt es viele Schutzfaktoren: Ein stabiles soziales Umfeld, altersgerechte Aufklärung und der offene Austausch in der Familie können dazu beitragen Belastungen abzufedern. Wichtig ist, dass die Sichtweise und das Erleben der Geschwister ernst genommen werden.
Wenn Kinder verstehen, was die Behinderung ihres Geschwisters bedeutet, können sie leichter damit umgehen. Eine altersgerechte und ehrliche Kommunikation hilft Schuldgefühle und Ängste zu vermeiden. Auch unausgesprochene Erwartungen sollten thematisiert werden. Gespräche über Rollen, Bedürfnisse und Grenzen können dazu beitragen Spannungen in der Familie zu reduzieren.
Geschwisterkinder in der Schule und im Freundeskreis
Belastungen aus dem familiären Alltag wirken sich oft auch auf den schulischen Bereich aus. Konzentrationsschwierigkeiten, Leistungsdruck oder Rückzug sind mögliche Folgen. Lehrkräfte, Schulsozialarbeit und Beratungsstellen können hier wichtige Begleiter sein. Wenn Freundschaften sich schwierig gestalten – etwa wenn die Situation zu Hause schwer erklärbar ist – helfen passgenaue Unterstützung und das klar mitgeteilte Verständnis aus dem Umfeld, Isolation zu vermeiden.
Abschied, Trauer und schwere Erkrankungen
Wenn ein Kind mit Behinderungen lebensverkürzend erkrankt ist oder gar stirbt, geraten Familien in eine Ausnahmesituation. Für Geschwisterkinder bedeutet das oft einen tiefen Einschnitt – häufig begleitet von Unsicherheit, Trauer oder auch Schuldgefühlen. Angebote wie das Hilfeportal „Frag OSKAR“ oder Kinderhospizdienste (Verweis auf interaktive Karte) bieten Unterstützung. Gespräche, Rituale und gemeinsame Erinnerungen helfen mit der Situation umzugehen.
Beratungsangebote in Mecklenburg-Vorpommern
Verschiedene Einrichtungen und Projekte bieten konkrete Unterstützung für Geschwisterkinder und ihre Familien. Dazu zählen:
- Lebenshilfe Mecklenburg-Vorpommern (regional): Lokale Angebote für Familien mit behinderten Kindern – teilweise auch gezielt für Geschwister.
- Familienzentren, Mehrgenerationenhäuser (Verweis auf interaktive Karte oder auf Bereich Meine Region): Bieten niedrigschwellige Beratung, Begegnung und Bildungsangebote – auch für betroffene Geschwisterkinder.
- Familienferienstätten (Verweis auf interaktive Karte): Einige gemeinnützige Familienferienstätten in MV bieten spezielle Urlaubsangebote für Familien mit einem Kind mit Behinderungen. Die Einrichtungen sind barrierefrei und auf die besonderen Bedürfnisse der Familien ausgerichtet. Oft gibt es geschultes Personal, pädagogische Begleitung und Programme für Geschwisterkinder.
- Beratungsnetzwerk Querleben: Unterstützt Familien mit beeinträchtigten Kindern durch Beratung, Begleitung und Vernetzung im Alltag.
- Allgemeiner Behindertenverband MV (ABiMV): Beratung zu Behinderungen, Familienunterstützung und Leistungsansprüchen.
- Pflegestützpunkte in MV (Verweis auf interaktive Karte): Unterstützen bei Pflegeberatung und Antragstellung – auch zur Entlastung von Familienmitgliedern.
Familienleistungen
Zur Entlastung von Familien mit einem behinderten Kind gibt es eine Reihe gesetzlicher Leistungen und unterstützender Angebote:
- Mutter-Kind-Kur oder Vater-Kind-Kur: Rehabilitationsmaßnahme für Eltern mit einem Kind mit Behinderungen. Spezialisierte Kliniken gehen gezielt auf die Belastung aufgrund der Pflegeverantwortung ein und ermöglichen Erholung gemeinsam mit den Geschwisterkindern.
- Verhinderungspflege: Wenn pflegende Angehörige verhindert sind – etwa wegen Urlaub, Krankheit oder eines Termins mit dem Geschwisterkind – kann stunden- oder tageweise Ersatzpflege organisiert und finanziert werden.
- Pflegezeit und Familienpflegezeit: Eltern, die sich um ein Kind mit Behinderungen kümmern, können beruflich kürzertreten, um für die Familie da zu sein. Beide Regelungen sorgen für zeitliche Flexibilität und teilweise finanzielle Absicherung.
- Frühförderung und sozialpädagogische Familienhilfe: Unterstützen die gesamte Familie mit Blick auf Entwicklungsfragen, Alltagsbewältigung und Herausforderungen bei der Erziehung – auch im Hinblick auf die Geschwisterkinder.
- Angebote des Jugendamts: In besonderen Belastungssituationen kann das Jugendamt Hilfen zur Erziehung, Beratung oder konkrete Entlastungsmaßnahmen vermitteln.
Diese Leistungen sind in vielen Fällen an Anträge gebunden. Eine Beratung bei den zuständigen Stellen – etwa den Pflegekassen, Jugendämtern oder Familienzentren – ist empfehlenswert (Verweis auf interaktive Karte).